Aus gegebenen Anlass des Transferfensters haben auch wir uns mal an den Taktikschtisch gesetzt und die Gründe des Handlungsbedarfs bei Arsenal herausgearbeitet. Natürlich wollen wir hier das Lob nicht einstreichen wenn wir es nicht verdient haben. Autor des nachfolgenden Beitrages ist Kjasif der mit der Bitte eines Gastbeitrages an uns herangetreten ist. Hier also sein Beitrag zum aktuellen Kader und den notwendigen Verstärkungen:
Nach einer durchwachsenen Hinrunde, fragt man sich natürlich, wieso Arsenal einfach nicht das Potential abrufen kann, dass sie im Stande wären zu leisten. Liegt es an der Taktik, an der Aufstellung, oder sogar am Personal?
Sehen wir uns einmal
unsere erste Elf an:
Sieht nach einer richtig
starken Elf aus, doch hier gibt es einige Punkte zu bemängeln.
1; Wir haben keinen
richtigen 6er im Team. Arteta führt diese Rolle auf seine eigene Art
und Weise aus, aber ich konnte in der Hinrunde schon mehrmals
beobachten, wie er seinem Gegenspieler nur begleitet hat, anstatt wie
ein richtiger Dm dazwischen zu gehen. So mussten wir leider schon das
ein oder andere Tor leichtfertig hinnehmen. Natürlich müssen die
6er heute technisch versierter sein und ein Auge für den Mitspieler
haben, doch hier benötigt man auch eine gewisse Physis, die ein
Arteta einfach nicht mitbringt.
2; Wir haben auf der
Position des LV Bedarf, da wir mit Santos einen Ersatz haben, der
seine Seite nicht wirklich dicht hält und extreme taktische Mängel
aufweist. Stammspieler ist zwar Gibbs, der in dieser Saison einen
Sprung nach vorne machen konnte, doch auch er überzeugte eher durch
seine Vorstöße, als durch seine defensiven Qualitäten. Hier
fordere ich keinen neuen Stammspieler, da ich sehr viel von Gibbs
halte und auch glaube, dass er sich zu einem richtig guten
Linksverteidiger entwickeln wird. Leider ist er etwas anfällig für
Verletzung und deshalb wäre ein besserer Back-up dringend notwendig.
Aber diese Lücken die
Gibbs hinterlässt und das Team so oft in 3 vs. 3 oder 4 vs. 4
Situationen bringt entstehen aus einem einfachen Grund. Podolski
benötigt seine Hilfe und Gibbs stößt dann bis zur Grundlinie,damit
Poldi in den 16er eindringen kann. Danach wird der Ball abgefangen
und schnell nach vorne, in die von Gibbs verursachte Lücke,
gespielt. Somit muss ein IV nach außen rücken um dieses Loch zu
schließen, aber dann entsteht im Zentrum ein Vakuum, dass von einem
DM gestopft werden müsste, den wir jedoch nicht haben.
Natürlich könnte ich
noch weitere Sachen bemängeln (zb. Die individuellen Böcke der
Innenverteidiger, das Verteidigen bei Standardsituationen), doch
kommen wir zum eigentlichen Thema zurück. Wie kann man das lahme
Offensivspiel wieder zu einem Feuerwerk entfachen? O.k., vielleicht
muss es nicht unbedingt ein Feuerwerk sein, doch man sollte zumindest
diese planlosen Spielereien im letzten Drittel unterbinden und
wenigstens die schwächeren Gegner mehr unter Druck setzen.
Was mir am meisten
auffällt ist, dass wir trotz unserer hochstehenden Abwehr kein
Pressing betreiben, was im Grunde eher kontraproduktiv ist. Der
Gegner kann oft ungehindert in unsere Hälfte eindringen, ohne dass
er ernsthaft unter Druck gesetzt wird und da fängt es schon an.
Presst ein Team nicht, kann er die gegnerische Mannschaft nicht zu
Fehlern zwingen und dadurch Tore erzielen. Doch dann fiel mir auch
auf, dass die „besseren“ Vereine in England anscheinend nicht mal
wissen, was Pressing eigentlich ist. Ich rede auch nicht vom
Mittelfeldpressing, der hin und wieder mal vorkommt, sondern vom
Mannschaftspressing, das Verteidigen im Kollektiv, vom Stürmer bis
zum Torwart, und die schnelle Rückeroberung des Balles. Dies konnte
ich nur bei zwei Teams beobachten, bei Swansea und zum Großteil bei
West Brom. Vielleicht könnte sich da Wenger eine Scheibe von
Dortmund abschneiden, die dies, vor allem in der Champions League,
hervorragend meistern.
Dann gibt Wenger seinen
offensiven Spielern viele Freiheiten...vielleicht zu viele, doch bis
jetzt war er immer von Spielern umgeben, die damit etwas anfangen
konnten. Doch wenn es mal nicht läuft, dann benötigt das Team einen
Plan B, bei dem jeder weiß, was er wann, wo und wie machen soll. Ein
Spieler leidet besonders darunter und das ist Gervinho. Viele würden
sagen, dass er keine Spielintelligenz besitzt, doch ich glaube, dass
er nur eine klare Linie benötigt, damit er aufblühen kann. Mir ist
bewusst,dass die Ligue 1 schwächer ist als die Premier League, aber
er hat nicht umsonst in seinen letzten zwei Saisons für Lille 48
Scorerpunkte in 67 Ligaspielen erzielen können.
Ich halte nichts von
Systemumstellungen mitten in der Saison, da dies richtig nach hinten
losgehen kann, doch vielleicht könnte ein anderes System dem Team in
der neuen Saison einen zusätzlichen Schub geben. Wenger sollte aber
auch darauf achten, dass die Spieler auch wirklich auf ihren
Positionen spielen und nicht versuchen einen Ramsey auf den außen,
oder einen Arteta als 6er zu positionieren. Ich verstehe seinen
Gedankengang, da er mit Ramsey auf dem Flügel das Mittelfeld stärken
möchte um dort eine Dominanz auf dem Feld zu erzeugen, aber dies
wollte nicht so recht funktionieren. Bevor ich es vergesse... Ich
musste leider oft lesen, wie Ramsey auf verschiedenen Plattformen
fertig gemacht wird, doch die Leute sollten sich mal in seine Lage
versetzen. Gerade als er aufblühte, zog er sich eine extrem schwere
Verletzung zu, die ihn 9 Monate außer Gefecht gesetzt hat. Dann
wurde er plötzlich in die Rolle des Cesc Nachfolgers gedrängt,
obwohl er dazu noch nicht bereit war, und verlor seinen Mentor und
Nationalmannschaftstrainer, Gary Speed, der sich selbst das Leben
nahm. Kurz darauf wurde ihm auch noch die Kapitänsbinde der
walisischen Nationalmannschaft „weggenommen“ und das soll ein,
jetzt 22-jähriger, einfach so wegstecken? Ich hoffe sehr, dass er
nochmal an seine Leistungen vor der Verletzung anknüpfen kann, doch
dafür wird er auch etwas mehr Zeit benötigen und die Leute sollten
sich in Geduld üben.
Kommen wir nun zu einer
möglichen Aufstellung:
1;
Hier würde man auf drei
Positionen mit drei anderen Spielertypen spielen, die unser Spiel
besser machen könnten. Hier hätten wir meinen geforderten 6er im
Team (Coquelin sieht vielleicht nicht wie der physisch stärkste aus,
aber er ist sehr bissig und entschlossen), der Arteta entlasten
könnte und er dadurch sich wieder mehr in die Offensive einschalten
könnte. Cazorla konnte schon in Spanien zeigen, dass er aufgrund
seiner hervorragenden technischen Fähigkeiten und seiner
Beidfüßigkeit sehr variabel einsetzbar ist. Natürlich könnte man
auch mit Giroud vorne spielen und Walcott auf den Flügel setzen,
doch ich glaube,dass sich Theo als Stürmer etablieren wird.
2;
Ich gehe davon aus, dass
Wenger keinen 6er mehr verpflichten und Coquelin nicht als Stammkraft
einplanen wird. Dieses 4-2-2-1-1 mit der „neuen“ Position des HS
sieht hier recht interessant aus. Rosicky hat die Position auf RA
schon oft bei uns gespielt und könnte mit seiner Kreativität für
etwas mehr Gefahr sorgen. In diesem System hätten wir auch Podolskis
Position, auf der er sein ganzes Potential entfalten könnte. Er
spielt als LA recht unkonstant, aber er ist dennoch sehr effektiv.
Dann müsste es mit ihm auf seiner Position ja noch besser klappen.
Das sind jetzt alles nur
schöne Spielereien, aber es ist dennoch sehr interessant zu sehen,
was mit unserem Team eigentlich alles möglich ist. Ich finde,dass
das 4-3-3 sehr gut zu uns passt und je nachdem wie Wenger es
interpretiert, können wir mit einem Stürmer spielen, oder gleich
drei, die miteinander ständig rotieren, was den Gegner zusätzlich
unter Druck setzen würde. Ich sehe Wenger auch nicht als taktisch
brillanten Trainer, der wie Ferguson mit United die ganz wichtigen
Punkte einfahren kann, aber er bleibt trotzdem ein großartiger und
genialer Coach.
Follow Kjasif @smaj_kja
Follow Kjasif @smaj_kja
0 Kommentare:
Kommentar veröffentlichen